Berichte
aus dem Schulleben und den Fachbereichen
Zur Verarbeitung, zum Verstehen des Gesehenen
Die folgenden Gedichte sind allesamt auf unserer Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Flossenbürg entstanden – zur Verarbeitung, zum Verstehen des Gesehenen. Während 'sie bauten' und 'treu und still umgeben' auf der Rückfahrt im Bus entstanden sind, habe ich alle anderen dort geschrieben, in ein kleines Notizbüchlein, welches mich begleitet hat.
Hanna Rohleder, Klasse 9b
Ankommen
Der Himmel über mir
war das Firmament, unter dem sie eingesperrt waren
der Boden unter meinen Füßen
war der Quälweg, ihr Leidensweg in den Tod
Himmel der Freiheit,
einst Himmel der Sehnsucht,
der Bedrängung und Begrenzung
die Luft, die ich atme,
hatte ihren letzten Lebenshauch aufgefangen
der Wald in der Ferne
ihr grünes Pflänzchen Hoffnung
getränkt von ihrem Blut
die Blumen dort
ihr Sterbeort.
An diesem Ort
Hier genau hier
haben Menschen
Menschen
die Würde genommen
im Namen meines Landes
blind der flehenden Menschenaugen
ihnen ihr Ich genommen
wo ich jetzt stehe
einst
sind hier Seelen gestorben
treu und still umgeben
von guten Mächten
Oh, Vater, ich bin geborgen in dir.
Hältst deine Hand über mich
wo immer ich stehe
und ich stehe auf seinem Grab
der er war ebenfalls geborgen
von guten Mächten
von dir
was kommen mag
Oh, Vater, es kam noch viel.
Vieles, dessen Grausamkeit nicht zu beschreiben ist,
was immer ich versuchte
und ich werde weiter versuchen, um zu erinnern
er suchte nicht nach dem Grund
sondern vertraute auf dich
nun lebe ich mit dem Erbe
was kommen mag
da.
Schließlich
Und hier dann schließlich
wurden sie verbrannt
beseitigt
damit sich niemand ihrer erinnerte
nicht mal mehr ihre Asche war ihnen wert
Tal des Todes
Tal der Töter mit toten Herzen, die Lebende seelentot gemacht hatten
x = 5000
Fünftausend
sind fünf mal fünf
mal zwei mal fünf mal zwei mal fünf mal zwei
Menschen
getrieben, ausgehungert, gepeitscht
bis dann
5000 Leichen
nein, sechs Millionen.
sie bauten
sie bauten eine Kirche
aus den Steinen der SS-Türme
sie bauten das erste Denkmal
aus den Trümmern der Mörder
sie bauten eine Kirche
im Schweiße ihres Angesichts
sie bauten das erste Denkmal
um zu erinnern
an das Blut und die Toten
ohne Verpflichtung
sie bauten eine Kirche